Eine zarte Spätoktobersonne wärmt meine Haut, eine letzte träge Biene landet auf meinem Arm. Der Himmel stahlblau, ohne Wolken und Flugzeuge, Corona sei Dank. Stören könnte mein Idyll auf der Terrasse lediglich der irritierende Heizoelduft aus oekoferner Nachbarschaft. Oder das arhythmische lärmige Auf und Ab des Laubbläsers, Sisyphus der Moderne.

 

Herbst. Ich sinniere Stationen meines Lebens nach. Auch mein Weg als Toastmaster gehört dazu. Magst du mich beim Philosophieren ein kurzes Stück begleiten, ein paar Notizen machen? OK? – Antworte zügig, zaudere oder zensiere nicht! Also: Deine 5 grossartigsten Erfolge? Deine 5 enttäuschendsten Misserfolge? Die Handvoll oberste Ideen auf deiner Unbedingt-noch-zu-tun-Liste?

Auch ich bin eben in diese Bereiche eingetaucht, habe schnell und ohne zu werten Antworten gegeben. Soll ich mich über das Resultat wundern? Das kann ich mir schenken, denn im Zentrum stehen klar jene Themen, die wir so gerne als selbstverständlich einordnen: Gesundheit, Familie und Dazu-Gehören, gefolgt von persönlichen Werten, Erfolg und Anerkennung im Beruf. Selbstverwirklichung und das Überwinden von Schranken, Ängsten genauso. Mir selber sind dennoch hin und wieder Altlasten im Weg, die ich verdrängt habe. Erst recht will ich sie nochmals genau ansehen, um dann mir und anderen zu verzeihen und sie ziehen zu lassen. Ballast abwerfen. So werde ich unbeschwerter, aufmerksamer und wertschätzender durch die Welt gehen.

In einer Stunde fährt mein Postauto, Ziel ist Winterthur, mein zweiwöchentlicher Toasty-Abend im RCW.  Ich weiss, dass ich wieder bereichert zurückkommen werde: Jedes Meeting bietet Neuland, schenkt neue Impulse, Einblick in die Reden der Mitglieder, Beobachtungen zu den vielen Rollen. Wertvolle Begegnungen mit Menschen, die wie ich unterwegs sind. Gemeinsam wachsen wollen. Was ich noch nicht weiss, wie wir RCW-Mitglieder mit den neuesten Massnahmen gegen Corona zurechtkommen…

Gastblogger und RCW-Mitglied

Christian Eggenberger, 21. Oktober 2020