Gestern traf ich Nico in der Riedmühle Dinhard zum Nachtessen. Nico sagte: »Christian, du brauchst doch eine frische Idee für deinen Blog. Warum schreibst du nicht von einer Schatzsuche?» – Robinson Crusoe. Die Schatzinsel. Fluch der Karibik. Johnny Depp. Lord of the flies. Suche nach dem Heiligen Gral. Ich drifte ab, tauche ein in die sagenumwobene Welt dieser Geschichten. Träume, wie ich die Rätsel auf der alten Leinenkarte löse und den Pfad zum verborgenen Schatz finde.
Wie wäre es, unseren Zuhörern ein ähnliches Erlebnis zu bieten? Nicht nur langatmige Informationen, Zahlen, Daten und Fakten zu präsentieren, sondern sie von Beginn an zu fesseln: Deine Rede als «Treasure hunt»! Das Publikum folgt dir, will unbedingt auch Teil des Abenteuers sein, die Insel erkunden und das Geheimnis lüften. Es liegt nun an uns Rednern, unseren Auftritt als echte Jagd nach dem verschwundenen Schatz zu gestalten. Mit anderen Worten, unsere Rede spannend aufzubauen, sprachlich geschickt, frei und lebendig vorzutragen.
Bleiben wir beim Bild der Schatzsuche:
Stell dir vor, als Redner habest du drei virtuelle Rollen. Du bist Kapitän auf dem Schiff, das alle zur Schatzinsel bringt. Du entscheidest, wo sie liegt, also welches Ziel du mit deiner Präsentation ansteuerst. Was sollen die Zuhörenden durch deine Rede gewinnen? Worin bestehen deine Hauptbotschaft und dein Aufruf zum Handeln? Es lohnt sich, diese Gedanken früh festzulegen. Scheue dich nicht, die aufbauend-kritische Hilfe anderer, eines Toastmaster-Mentors oder eines Coachs anzunehmen. Gemeinsam könnt ihr Rahmen, Inhalt und Aufbau genauer festlegen, aber auch Ideen zu Choreographie oder Visualisierung gemeinsam entwickeln.
In deiner Crew bist du dein eigener Quartiermeister, musst also gerecht und sinnvoll Rationen und Aufgaben verteilen, das heisst deine verfügbare Zeit den einzelnen Bereichen zuordnen. Am besten füllst du nur 2/3 deiner maximalen Redezeit aus. Später ordnest du wichtigen Aspekten deiner Rede eine emotionale Verankerung zu, so dass diese die Zuschauer auf besondere Art erreichen, fesseln und bewegen.
Auf dein Schiff gehört auch der Unterhalter– der Geschichtenerzähler par excellence. Als Unterhalter auf deinem Schiff bist du es, der deine Rede in Szene(n) setzt. Denke daran, dass das Publikum deine Geschichte mit allen Sinnen aufnehmen soll. Kurze Anekdoten, Beispiele oder Zitate sind das Salz in der Suppe. Flo Mück, TM in Barcelona, schlägt als Erfolgsrezept das Triumvirat «Spannung – Überraschung – Spass» vor. Gib dem Anfang und dem Schluss ihre zentralen Plätze: Zu Beginn holst du die Menschen sogleich richtig ab, in der Schlussphase feierst du mit ihnen die erfolgreiche Schatzsuche. So bleibt deine Botschaft haften!
Mir selber hat das kleine Buch von Markus Arnold & Rolf Bänziger, RCW-TM, für viele Aspekte des Redens vor Publikum die Augen geöffnet! Eine lohnende Anschaffung:
«Rhetorik im Internet-Zeitalter – einfacher, direkter, emotionaler»
Viel Spass und Schiff ahoi!
Gastblogger und RCW-Mitglied
Christian Eggenberger, 30. Oktober 2020