Vergesst die Grammy-Verleihungen, wir haben den Toastmasters-Clubwettbewerb! – 19.02.24
Als Gast bin ich heute zum zweiten Mal an einem Clubabend der Toastmasters Winterthur mit dabei. Heute ist ein ganz spezieller Abend: Clubwettbewerb. In drei Disziplinen messen sich die Kontrahenten: vorbereitete Rede, Bewertungsrede, Stegreifrede. Aber auch die Moderation des Abends ist eine eigene rhetorische Kunst und lässt Vorfreude auf den Wettbewerb bei den Teilnehmern und den Gästen aufkommen.
Es geht direkt mit den drei vorbereiteten Reden los. Als erstes hört das Publikum ein flammendes Plädoyer zur Wohnungsknappheit in der Schweiz und Fehlanreizen im Sozialsystem zu ungunsten Armutsbetroffener. Die zweite Rednerin erzählt, wie sich die eigene Tochter am Anblick des ersten Schneeglöckchen freut, eine Hommage an die Magie des Augenblickes im Alltag. Zuletzt folgt eine intime Geschichte über das eigene Leben auf der Überholspur und wie dadurch die Beziehung und das grosse Liebesglück abhanden gekommen sind.
Es geht mit dem nächsten Programmpunkt weiter: Den Bewertungsreden. Zwei Kandidaten bewerten eine Rede unseres Areadirektors und werden dabei ihrerseits von der Jury benotet. Die Zielrede handelt von der Kunst, Pausen zu machen, sei es während einer Rede oder im Alltag. Sie bieten dem Redner die Gelegenheit zu verschnaufen und dem Gegenüber, sich zum Gesagten Gedanken zu machen.
Im dritten Teil des Abends beantworten vier Kandidat:innen die Frage: Welchen Sport würdest du auf gar keinen Fall ausüben wollen? Die Herausforderung dabei ist, dass die Teilnehmer diesen Satz erst direkt vor dem Auftritt hören. Der sportbegeisterte erste Redner kann keine Sportart gänzlich ausschliessen. Mit Sport aufhören, das komme nicht in Frage. Da man als Toastmaster schon genug Nervenkitzel habe, will der zweite Toastmaster auf Bungee Jumping verzichten, ein überzeugender Gedanke. Wintersportarten werden als nächstes kritisiert, und die letzte Kandidatin kann sich für gar keinen Sport begeistern. Einer Tanzshow zuzuschauen ist das Sportlichste, was sie sich für sich selbst vorstellen könnte.
So unterschiedlich wie die sportliche Begeisterungsfähigkeit, so unterschiedlich sind auch die Redestile und die Erfahrungsniveaus der Teilnehmer. Sowohl rhetorische Anfänger als auch Redeveteranen mit 15 Jahren Übung haben ihren Platz und erhalten Ihre Bühnenzeit. Alle gemeinsam haben das Ziel, die nächste rhetorische Herausforderung zu bestehen. Geschlossen wird der Abend mit der Rangverkündigung und dem Fazit des Abends: Spass am Reden zu haben, ist für einen lockeren und entspannten Auftritt die halbe Miete. Und wer den Spass am Reden für sich selbst entdecken will, ist bei den Toastmasters an der richtigen Stelle. Auch wenn die Chance für einen Auftritt an der nächsten Grammy-Verleihung für die meisten Teilnehmer gering sein dürfte: Gelegenheiten, die eigenen Redeskills im Alltag anzuwenden gibt es sicherlich genug.
Ein Bericht von Christof.